Streifzug durch 125-jährige Geschichte des Schützenvereins

Kugeln überm Fluss und ein königlicher Antrag

Der Umzug im Rahmen des Festes zum 60-jährigen Vereinsbestehen im Jahr 1952.
Der Umzug im Rahmen des Festes zum 60-jährigen Vereinsbestehen im Jahr 1952.
 
 
1892 wird in Sankt Petersburg das Ballett „Der Nussknacker“ uraufgeführt, in Atlanta „The Coca-Cola Company“ gegründet – und in Sudwalde ein Schützenverein. Das 125-jährige Bestehen des heutigen Schützenvereins Sudwalde-Menninghausen wollen dessen Mitglieder am 10. Juni mit vielen Gästen feiern, Einladungen an 60 Vereine wurden verschickt. Derzeit entsteht eine Chronik, an der Heimathistoriker Heinrich Meyer und Jörg Kohröde als Chronist der Schützen mitwirken – anhand ihrer Manuskripte lässt sich schon jetzt ein Streifzug durch die Geschichte des Vereins unternehmen.

Der „Sudwalder Schützenverein“ wird am 1. August 1892 im Gasthaus Schleef aus der Taufe gehoben, als Zweck ist in den Statuten „ein geselliges Zusammensein zum Ziel des Schießens und Exerzierens“ genannt. Passenderweise leitet damals kein Vorsitzender, sondern ein „Hauptmann“ den Verein, Heinrich Thöle ist der erste – als „Direktor“ unterstützt ihn Heinrich Rixe aus Wiefhausen, dessen Weide der erste Schießplatz des Vereins ist. Geschossen wird über die Sudwalder Beeke, der sich durch ihr Urstromtal ergebende Geländeanstieg ist der Kugelfang. Die Munition ist selbstgemacht, die Bleigeschosse und Hülsen werden komplett „recycelt“. Die schon annähernd 50 Mitglieder im Gründungsjahr stammen nicht nur aus Sudwalde, sondern auch aus Bensen und Menninghausen.

1911 wurde das Schützenfest auf zwei Tage erweitert, um ein Kinderschützenfest am Montag. 1926 durften die Mädchen eine eigene Königin ausschießen – im Gegensatz zu den Jungs nicht mit dem Gewehr, sondern mit einer Armbrust. Während der beiden Weltkriege ruhte das Vereinsleben. 1949 erfolgte die Neugründung des Schützenvereins Sudwalde-Menninghausen. Zum Übungsschießen traf man sich zunächst auf einer Diele, in einer Scheune oder im Stall, 1954 wurde dann neben Hudemanns Busch ein Kleinkaliberstand gebaut. Im sportlichen Schießen erzielte der Verein mehr und mehr Erfolge, dazu trug insbesondere der Bau eines neuen Schießstandes 1965 bei, für den Fritz Tepe dem Verein einen Teil seiner Scheune und des Obstgartens überließ. Im selben Jahr wurde eine Jugendgruppe gegründet und ein Jahr später beschlossen, eine Frauengruppe zu gründen – wobei die Damen noch nicht um den Königstitel schießen durften. So dauerte es noch bis 1976, bis sich tatsächlich eine Damenschießgruppe bildete. Erste Schützenkönigin wurde 1982 Renate Hudemann.

Das wohl romantischte Kapitel der Vereinsgeschichte schrieb 2015 Schützenkönig Wilhelm Riechers: Er nutzte das Schützenfest als besonderen Rahmen, um seiner Lebensgefährtin Khatuna Pertia einen Heiratsantrag zu machen – sie sagte „Ja“. – ab

 

Artikel auf kreiszeitung.de: https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/schwafoerden-ort59235/kugeln-ueberm-fluss-koeniglicher-antrag-8111399.html