Keine Angst vor Neuem
Sudwalde – Es ist nicht nur der Pastor oder die Pastorin, die immer zum Gottesdienst in der Kirche sind. Auch der Küster. „Ich schließe auf, stelle die Heizung rechtzeitig an, läute die Glocken, mache Licht, zünde die Kerzen an…“ Günter Bachnicke kann die Aufgaben, die er als neuer Küster in der Kirchengemeinde Sudwalde hat, bereits zügig erklären. Ins Stocken gerät er, als das Gespräch auf die Deko kommt.
Bachnicke lacht: „Irgendwo wird ja was Grün zu finden sein.“ Gekauftes solle es möglichst nicht sein. Weihnachten steht bevor und, naja, überhaupt ist der Küster in Sudwalde auch für den Altarschmuck zuständig. Das Gespräch ist auf einmal deutlich dekolastig – und damit neues Terrain für Bachnicke.
In der Ausschreibung hatte die Kirchengemeinde formuliert, dass „zu den wesentlichen Aufgaben im Küsterdienst die Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der Gottesdienste und Amtshandlungen in unserer Kirche und bei Gemeindeveranstaltungen gehört“.
Außerdem sei der Küster (respektive: die Küsterin) für die Reinigung und Pflege der Kirche und des Gemeindehauses zuständig sowie für die Pflege eines Teils der Außenanlagen. Alles kein Problem für Bachnicke, der als Ur-Sudwalder seit 66 Jahren in der Gemeinde wohnt, aber bisher mit „Kirchens“ eher über Ehefrau Bärbel und den Gottesdienstbesuchen zu Feiertagen und anderen hohen Anlässen verbunden war.
Bärbel Bachnicke hat sich gerade erst nach Jahren engagierten Wirkens aus dem Kirchenvorstand verabschiedet. Das Ehepaar aber fühlte sich angesichts der Stellenausschreibung angesprochen, sich für die Kirchengemeinde zu engagieren. Zehn Wochenstunden umfasse das Amt, heißt es.
Das sei kein Problem, „Da hat man noch Aufgaben“, freut sich Bachnicke, sonst auf Punktejagd im Tischtennis oder unterwegs mit der dreijährigen Labrador-Mischlingshündin Lotta. Vieles rund um die Tätigkeit als Küster sei derzeit „Neuland“. Beruflich hatte Bachnicke einst im Baustoffhandel im Verkauf gearbeitet. Nein, für Reparaturen sei er nicht zuständig.
Neu ist die Teilnahme an allen Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen – Bachnicke zeichnet für eben jene Vor- und Nachbereitungsarbeiten zuständig, die gemeinhin nichtig erscheinen. Wie wichtig es jedoch ist, ihren Ablauf zu bedenken, wird spätestens dann deutlich, wenn es dunkel bleibt in der Kirche oder kalt.
Absprachen erfolgen mit Pastorin Cornelia Harms, die donnerstags bereits die Liederauswahl schicke, damit die Liedertafeln im Gotteshaus vorbereitet werden können. Und Bachnicke geht es da nicht anders als anderen Kirchgängern auch: Es gibt Lieder, da kann man mitsingen und andere, die sind, nun ja, ziemlich kompliziert in der Melodie.
Zum Vorstellungsgottesdienst kamen zahlreiche Sudwalder in die Kirche und nutzten den anschließenden Kirchkaffee zum Plaudern. Pastorin Harms hieß Bachnicke als neuen Küster willkommen und dankte im Namen der Kirchengemeinde Elfriede Klusmann „für ihre tolle Arbeit als Vakanzvertreterin“. Unter dem Beifall der Gemeinde überreichte die Pastorin ihr ein Geschenk für ihren Einsatz. Der allerdings nicht beendet ist: Elfriede Klusmann wird auch künftig als Vertretung zur Verfügung stehen.
Günter Bachnicke werde in seiner Arbeit von Ehefrau Bärbel unterstützt. Auf beide passt ein weiterer Teil der Stellenauschreibung, sie beide haben „ein Herz für ein ansprechendes, sauberes, einladendes Kirchengebäude und Gemeindehaus, sind einsatzfreudig, gewohnt, selbstständig zu arbeiten, gehen gern mit Menschen um, sind offen und flexibel.
sis
Artikel auf kreiszeitung.de: https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/schwafoerden-ort59235/keine-angst-neuem-10559954.html